Ich wollte schon lange ein Pärchen Augenfleckbuntbarsche haben, hatte aber immer Zweifel daran, ob mein Aquarium für solche Tiere groß genug ist. Ende 2006 habe ich im Rosenheimer Fachhandel richtig gesunde und lebensfrohe Tiere dieser Art gesehen. Ich konnte nicht widerstehen und habe zwei davon gekauft.
Trotz ihrer damals noch recht geringen Körperlänge waren sie bereits sehr schön. Ich hatte natürlich die Hoffnung, ein Pärchen erwischt zu haben, was bei einer Körperlänge von 4 Zentimetern recht naiv war. Die beiden sind zwar prächtig gewachsen, aber dass sie ein Pärchen sind habe ich erst Monate später erkannt.
Bekanntermaßen sind die Geschlechter dieser Art nicht gerade einfach voneinander zu unterscheiden, insbesondere wenn die Tiere noch sehr jung sind. Bei ausgewachsenen Tieren soll man die Männchen an den etwas stärker ausgezogenen Flossen und einer rotbraunen Tüpfelung am Kopf von den Weibchen unterscheiden können.
Granulat-Futter und pflanzliche Kost
Trockenfutter, speziell Granulatfutter scheint für diese Barsche überhaupt kein Problem zu sein. Ich füttere sie im Sommer zwar ab und zu mit weißen Mückenlarven und dem Kleingetier, welches beim Tümpel ins Netz schwimmt, aber die meiste Zeit bekommen sie grobes Granulatfutter. Da die Augenfleckbuntbarsche in ihrer Heimat, dem nördlichen Südamerika in pflanzenreichen Seen und Flüssen leben, und sie diese Pflanzen auch recht gern fressen, ist es ratsam, wenn das Granulat zu Teilen pflanzlicher Natur ist. Um den Bestand an Aquarienpflanzen nicht all zu sehr zu gefährden, sollte man den Fischen ab und zu auch frische pflanzliche Nahrung in Form von Salat geben.
Der Augenfleckbuntbarsch kann in geeigneter Umgebung bis zu 20 Zentimeter Körperlänge erreichen und sollte nicht in zu kleinen Becken gehalten werden. Im Band 1 des Aquarienatlas von Rüdiger Riehl und Hans A. Baensch ist die Rede von 100 Zentimeter Beckenlänge. Besser geeignet sind selbstverständlich größere Becken. Mein 210 Liter Juwel Aquarium ist zwar mit seiner Länge von 120 Zentimeter auch nicht gerade viel länger als die empfohlene Mindestlänge, aber die Tiere fühlen sich bei mir sehr wohl. Immerhin misst der größere der beiden Fische heute etwa 15 Zentimeter und der kleinere Fisch etwa 13 Zentimeter.
Große Tiere – großes Becken
Ich halte die Fische bei einer Temperatur von etwa 25°C. Beim Wasserwechsel mische ich häufig Regenwasser mit unserem harten Rosenheimer Leitungswasser. Dabei achte ich darauf, dass bei einsetzendem Starkregen zuerst einige Minuten das Dach abgespült wird, bevor ich das Wasser aus der Dachrinne direkt in einen vorher leeren Behälter abzweige. Nach einem teilweisen Wasserwechsel, egal wie oft er gemacht wird, fühlen sich die Fische immer besonders wohl. Sie zeigen sich dann in besonders schöner Färbung und imponieren einander.
Aufgrund ihrer Größe sind die Fische in der Lage riesige mengen an Mückenlarven zu fressen. Einen solchen Festschmaus dürfen sie natrürlich nicht all zu oft bekommen. Sonst drohen sie zu platzen.
Balz nach dem Wasserwechsel
Es kommt sehr häufig vor, dass sie sich wie ein verliebtes Pärchen verhalten. Sie umschwimmen sich, spreizen dabei die Flossen, stupsen sich gegenseitig in die Seite ohne sich zu verletzen und knutschen herum. Besonders schön ist es, wenn sie dann so richtig in Fahrt kommen und sich ihre Körper fast schwarz färben, so dass nur noch die goldenen Augen glänzen. Manchmal sehe ich von den Tieren nur noch die goldenen Augen und die orangen Brustflossen.
Meine Augenfleckbuntbarsche teilen sich ihren Lebensraum mit Schlüsselloch-Buntbarschen (Aeqidens maronii), Kirschflecksalmlern (Hyphessobrycon erythrostigma), Purpurprachtbuntbarschen (Pelvicachromis pulcher), Harlekin Regenbogenfischen (Melanotaenia boesemani), Antennenwelsen (Ancistrus dolichopterus) und Siamesischen Rüsselbarben (Crossocheilus siamensis). Das ist zwar eine überregionale Zusammenstellung (Südamerika, Afrika, Australien und Asien), aber die Tiere vertragen sich hervorragend. Den Tieren geht es gut und mir gefällt die Mischung. Einen anderen Anspruch habe ich in diesem Zusammenhang nicht.
Gute Versteckmöglichkeiten
Mein Aquarium bietet den Fischen gute Versteckmöglichkeiten zwischen großen Wurzeln und Pflanzen. Javafarn (Microsorum pteropus), verschiedene Wasserkelche (Cryptocoryne), verschiedene Amazonas-Schwertpflanzenarten (Echinodorus), kaffeeblättrige Speerblätter (Anubias barteri), sitzende Papageienblätter (Alternanthera sessilis) und gemeines Hornkraut (Ceratophyllum demersum) bilden ein grün‑rotes Dickicht. Obwohl ich recht viele Fische im Aquarium habe, können sie sich immer noch gut aus dem Wege gehen. Die Augenfleckbuntbarsche und die Schlüssellochbuntbarsche sind etwas schreckhaft. Deshalb muss ich schon darauf achten, dass niemand hektisch vor dem Aquarium herumspringt. Anderenfalls verschwinden die Barsche im Gebüsch. Manchmal kracht es auch mächtig, wenn die großen Tiere im hinteren Teil des Aquariums gehen das Heizstab stoßen.
Im Schaukelstuhl vor dem Aquarium zu sitzen und dem Treiben der Fische zuzuschauen, ist ein besonderes Erlebnis. Ich frage mich nur manchmal, wer da wen betrachtet. Die Augenfleckbuntbarsche sind jedenfalls sehr aufmerksame Fische, die sehr genau beobachten, was um das Aquarium herum passiert. Sehen sie die Futterdose, kommen sie aus dem Gebüsch und warten knapp unter der Oberfläche auf das Futter. Um an heruntergefallene Granulatkörner zu gelangen, saugen sie den Boden ab, durchsuchen ihr übervolles Maul nach Fressbarem und spucken dann den Kies wieder aus.
Ich kann die Fische jedem Aquarianer empfehlen, der ein ausreichend großes Becken hat. Der Augenfleckbuntbarsch ist ein sehr ruhiger und friedlicher Fisch, der paarweise und revierbildend lebt. Er wühlt kaum im Bodengrund, wenn man mal von der Aufnahme heruntergefallenem Futters absieht. Bei der Partnerwahl sind die Tiere recht wählerisch. Die Nachzucht ist wahrscheinlich nicht all zu leicht. Schafft man es doch, dass die Tiere ablaichen, dann zeigen sie wie die meisten Barsche ein aggressives Verhalten. Beide Elterntiere pflegen die Jungtiere sehr intensiv. Wie alle großen Buntbarsche werden auch diese recht alt. Meine beiden Prachtexemplare haben bereits zweimal über 1000 Eier abgelagt. Die Brut ist gut gewachsen, und es sind keine Eier verpilzt. Leider haben es die Antennenwelse beide Male geschafft, die Schwäche der übermüdeten Elterntiere am dritten Tag der Brutpflege auszunutzen und haben alles aufgefressen. Zur Zeit habe ich keine Antennenwelse mehr im Becken, ratet mal warum!